das Ende einer Tour

Da saß ich nun. Schwummrig vor den Augen, fast Schwarz werdend, versuchte ich erst mal bei Bewusstsein zu bleiben in dem ich mich darauf konzentrierte dieses Gefühl des Schwarz-werden-vor-den-Augen los zu werden. Dabei blickte ich mit leicht gesengtem Kopf vor mir auf die Straße. Nicht weit vor meinen Füßen lag meine Erstehilfe-Tasche aus dem Motorrad; in dessen direkter Umgebung auch der Deckel des Heckfachs, in der die Tasche verstaut war. Auch die Blende der Schraube zum Verstellen des Schilds an meinem Helm lag dort dabei. Weiter zur nächsten Fahrbahn erstreckend lag einer meiner Seitenkoffer. Auf der zweiten Fahrspur, die linke in der Fahrtrichtung lag mein Kälbchen, aber in verkehrter Richtung. Mir erschien es wie das tot zusammengebrochene Pferd eines Cowboys nach einem tagelangen Martyrium auf der Flucht vor seinen Verfolgern – alle Viere von sich streckend.

Mir fiel auf, das ich leichte Probleme hatte genügend Luft zu bekommen um bei Bewusstsein zu bleiben. Das Atmen viel mir schwer. Dann bemerkte ich dieses Pochen an den Händen. Ich senkte meinen Kopf und hielt meine Hände vor mich. Die rechte Hand sah noch normal aus … aber mit der Linken schien etwas nicht zu stimmen.

Die erste Person sprach mich an: „Ist alles Okay bei ihnen?“ Für einen Augenblick schien mein Gehirn darauf gar zu versuchen mit sämtlichen Körperteilen in Verbindung zu treten um wie bei einem Flugzeugstart eine Checkliste durchgehen zu wollen. Aber es kamen keine Rückmeldungen. „Keine Ahnung.“, antwortete ich so denn aus meinem Unterbewusstsein heraus. Es waren kurz darauf mehrere Leute um mich herum, doch war die Sicht auf mein lädiertes Krad immer noch frei. Zwei Autos, jeweils eines pro Fahrspur, hatten sich dahinter gestellt und leuchteten den Ort des Geschehens mit ihren Scheinwerfern aus. Von irgendwo her hörte ich jemanden sagen, dass er bereits einen Krankenwagen und die Polizei angerufen habe. Auch erkundigten sich weitere Leute um mein Befinden. Dennoch konnte ich nichts anderes antworten als: „Keine Ahnung.“

Mir war immer noch schwummrig und schaute auf meine Hände als ich in die Runde fragte, ob mir jemand helfen könne die Handschuhe aus zu ziehen. Ein Mädchen, wohl noch im Teenie-Alter und wie sich später heraus stellte die Beifahrerin des Wagens, in den ich rein gefahren war, half mir mit bedacht. Dabei bemerkte ich, dass ich in der rechten Hand absolut keine Kraft mehr hatte, doch ich konnte sie noch ziemlich uneingeschränkt bewegen. Dann kamen wir zur linken Seite. Hier schien mir schier die Hand und der Unterarm wie abgestorben. Keine Regung war ihnen ab zu verlangen. Es pochte sehr stark darin. Aber auch hier schaffte das Mädchen mir den Handschuh recht behutsam aus zu ziehen, wenn auch mit leichten Schmerzen. Und nun konnte man sehen, dass hier etwas nicht stimmte: Eine leichte S-Krümmung befand sich vor dem Handgelenk. Als nächstes versuchten wir uns am Helm. Hier gab es eigentlich keine Probleme. Nur stellte ich eine starke Verspannung am gesamten Oberkörper fest – im Brustkorb einerseits, wie auch in und zwischen den Schultern. Dazu kam dann noch ein leichtes Pochen in meinem linken Knie.

Das schwummrige Gefühl wollte nicht so wirklich weg gehen, dennoch schien mein Kreislauf langsam wieder stabil zu sein. So saß ich nun da, einerseits mit Blick auf meine Hände, andererseits mit der Sicht auf mein dahin siechendes Moped, dieses Pochen an den Händen und dem Knie und dieser komischen Verspannung im gesamten Oberkörper … ich konnte es nicht fassen.

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