oder: Was die Kraft des Windes alles bewirken kann
Die letzten Tage begannen immer mit Nebel. Doch heute schien mal wieder die Sonne bereits zum Aufstehen. Zwar hatte ich noch etwas mit der Entwicklung der Bilder des gestrigen Tages zu tun, doch Mittags hielt ich es dann wieder nicht mehr aus und dem Drang bei dem schönen Wetter sich aufs Moped zu setzen musste einfach nachgegeben werden. Einfach mal etwas rum cruisen war die Devise; also sagen wir einfach mal die B36 runter bis nach Kehl oder gar Strasbourg.
Anfänglich war es eine sehr einfache Sache. Bis Durmersheim eh erst mal doppelspurig und danach an den ollen LKWs vorbei ziehen hatte sogar richtig Spaß gemacht. Doch nach Rastatt bemerkte ich einen stärker werdenden Wind. Primär schien er sogar von Hinten zu kommen, doch die ein und andere Böe hatte schon was. Vor allem, als es mich gar fast um eine halbe Spurbreite nach links versetzte. Schon ein interessantes Gefühl: Man fährt so eine Gerade entlang und plötzlich fährt man über einen Meter neben dran … Hmm … das sollte man vielleicht nicht zu sehr unterschätzen. Auch weiter bis Kehl zog es hier und da etwas an meinen Klamotten, doch mehr als einen halben Meter hatte es mich nicht mehr versetzt.
In Kehl machte ich aber dann doch erst mal eine Pause und setzte mich zum Aufwärmen in ein Cafe am Marktplatz, denn der Wind war etwas eisig und erschien mir gar kälter als sonst. In dem besagten Cafe herrschte eine angenehme Atmosphäre – die Bedienung war freundlich und kümmerte sich auch um ihre Kunden, ein Mann am Tresen las gemütlich bei einem Kaffee seine Zeitung, andere saßen an den Tischen in ein Gespräch vertieft und die Beschallung aus den Boxen war in einer Lautstärke, in der man sich sogar flüstern hätte unterhalten können, aber man dennoch meinen könnte, da steht eine Interpretin mit ihrer Gitarre in der Ecke und bluest ihr Leben von der Seele. Das Ganze hatte so eine beruhigende Stimmung, dass ich mich erst nach dem dritten Kaffee wieder auf den Weg machte.
Der Rückweg wurde härter als erwartet. An das Hin- und Her-Geschiebe der Seitenwinde hatte ich mich durch die Herfahrt langsam dran gewöhnt. Doch diesmal kam noch der Gegenwind dazu. Es schien mir gar, dass der Winddruck so stark wurde, dass mein Kälbchen nicht ein mal mehr in der Lage war richtig vorwärts zu kommen. Also versuchte ich etwas in eine aerodynamischere Haltung zu gelangen. Dabei kamen mir Erinnerungen an die Zeiten mit den Mofas von vor über 20 Jahren in den Kopf, als man versuchte sämtliche Gliedmaßen so eng wie Möglich an sich und sein Gefährt zu pressen und gar einen Buckel machte nur um ein paar Km/h schneller zu wirken. So ungefähr dürfte ich dann auch auf dieser 650er Enduro gesessen sein. Das war bestimmt schon ein komisches Bild.
Bald war ich wieder in den städtischen Gefilden meiner Heimatstadt und die Häuserschluchten gaben einen gewissen Windschatten. Auf diese Weise kam ich dann wieder aufrecht sitzend vor meine Haustür und mir ging nur noch eins durch den Kopf: „Geschafft – Endlich wieder zu Hause“.